Titel: Mindnapping Folge 1: Auf gute Nachbarschaft
Veröffentlichung: 2011 bei Audionarchie (Alive)
Idee: Patrick Holtheuer und Marcus Görner
Buch: Marcus Görner
Regie: Patrick Holtheuer
Mit: Sascha Rotermund, Reinhilt Schneider, Konrad Halver, Jan-David Rönfeldt, u.a.
Dauer: ca. 47 Minuten
Mindnapping - Auf gute Nachbarschaft
Der Schriftsteller Hank Lewis ist mach dem Tod seiner Eltern am Boden zerstört. Er verbringt seine Zeit mit Versuchen, eine Schreibblockade zu überwinden und sich darüber zu ärgern, dass der Hund, den er von seinen Erzeugern geerbt hat, es einfach nicht lassen kann, ihm auf den Teppich zu kacken. Eines Tages zieht ein mysteriöser Fremder in das Haus gegenüber ein. Von nun an hat Hank keine Ruhe mehr, da ihm der neue Nachbar anscheinend nachstellt. Dabei schreckt dieser selbst vor Ausbrüchen extremer Gewalt nicht zurück. Hank, der von der Polizei keine Unerstützung erhält, muss das Motiv des Fremden auf eigene Faust herausfinden. In einer stürmischen Nacht entschließt er sich schließlich dazu, der Sache ein für allemal auf den Grund zu gehen...
Weckt mich bitte jemand auf?
Gäääähnnnn.......*streck*........*augenaufmach*........oh, ihr seid noch da? Und wach seid ihr auch noch! Nun, das ist, wenn man sich unser heute zu reviewendes Hörspiel zu Gemüte führt, gar nicht so selbstverständlich, wie man eigentlich meinen könnte. Denn die erste Folge von Mindnapping ist vor allem eines: Sterbenslangweilig. "Auf gute Nachbarschaft" ist so vorhersehbar, dass man selbst beim ersten Hören nach spätestens zehn Minuten weiß, wie die ganze Sache ausgehen wird. (Hier gibt es pro forma eine Spoilerwarnung.) Das war so ungefähr der Zeitpunkt, an dem ich zum ersten Mal gedacht habe, dass Hank eine gespaltene Persönlichkeit ist und er und sein böser Nachbar ein- und dieselbe Person sind. Leider läuft es dann - vollkommen frei von jeglicher Spannung und Atmosphäre - genau darauf hinaus.
Neben Langeweile nur Ärger
Die vorherrschende Emotion beim Zuhören ist also mitnichten die der Neugier, wie denn die Geschichte weitergeht, sondern vielmehr der Ärger vor allem darüber, dass man sich hier nicht einmal die Mühe gegeben hat, den Plot, den man ohnehin nur als unoriginell und schlecht von anderen Thrillern zusammengeklaut bezeichnen kann, auch nur irgendwie interessanter zu machen. So macht sich eine gähnende Leere breit, die von der Geschichte einfach nicht gefüllt werden kann. Dafür steigt beim Zuhören der eigene Level an Frustration, wenn die Tante des Protagonisten zum gefühlten tausendsten Mal etwas Wichtiges sagen möchte, aber leider leider von Hank immer wieder abgewürgt wird. Dass die Dame übrigens gegen Ende hin schon gewusst haben muss, dass mit Hank etwas nicht stimmt und es trotzdem nicht schafft, auch nur einen einzigen Satz zu Ende zu sprechen, geht einem mit der Zeit einfach nur noch auf die Nerven, man will ihr am liebsten so etwas wie "Schwing deinen Arsch ins Auto und schau gefälligst nach, was mit dem Sohn deiner toten Schwester/deines toten bruders los ist, du blöde Tussi!" entgegenschreien.
Neben diesen gelegentlichen Wutausbrüchen hörerseits tut sich leider fast fünfzig Minuten lang gar nichts. Einzig das Ende weckt dann wieder einige Gefühle, aber keine positiven, denn dass einem die große Enthüllung am Schluss als der überraschendste Twist des Jahrhunderts verkauft wird, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten.
Ein langweiliges Cover für ein langweiliges Hörspiel
So ähnlich muss der Gedankengang bei der Erstellung desselben gewesen sein. Das Bild selbst könnte so auf jedes zweite Mystery- oder Thrillerhörspiel geklatscht werden, es sagt wirklich gar nichts über die Handlung aus. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die beiden Sprechblasen oben und der Abreißkalender mit der Eins darauf unten, so gar nicht zum Rest des Bildes passen wollen. Das Cover ist also genauso nichtssagend wie das eigentliche Produkt.
Gute Sprecherinnen und Sprecher in "Auf gute Nachbarschaft"
Immerhin etwas kann positiv vermerkt werden: Die Sprecherinnen und Sprecher liefern allesamt gut bis sehr gute Leistungen ab und schaffen es bisweilen, so manche Textzeile, die ein normaler Mensch nie so sagen würde ("Ich bin doch keine Psychothriller GmbH!" - Tolle Anspielung auf die Konkurrenz, die übrigens mit "Darkside Park" einen Hörspielbuchhybriden herausgebracht haben, der "Auf gute Nachbarschaft" in Sachen Spannung und Dramatik meilenweit voraus ist), halbwegs natürlich klingen zu lassen. Leider rettet dies das Hörspiel auch nicht mehr und man kommt nicht umhin, zu denken, dass so manche Perfomance hier eine riesige Verschwendung von Talent ist und man vonseiten der Sprecherinnen und Sprecher Perlen vor die Säue geworfen hat.
Ein Rohrkrepierer auf ganzer Linie
"Auf gute Nachbarschaft" versagt auf sämtlichen Ebenen, die für einen Thriller relevant sind. Das Hörspiel ist nicht spannend, man wird nicht von der Geschichte gefesselt und die Auflösung ist so vorhersehbar wie dumm. Wer auf Mysterythriller steht, ist mit dem bereits angesprochenen "Darkside Park" wesentlich besser bedient.