Zuerst muss mal eine Idee da sein,
inspiriert von einer Landschaft, einer beeindruckenden Begegnung, vielleicht
einem einzigen Satz, gar einem Duft? Alles kann einem ganz plötzlich als eine
Idee ins Gehirn schießen. Und nun ist sie da. Was tun damit?
Man umkreist sie vorsichtig, um sie nicht
zu verscheuchen, betrachtet sie von allen Seiten, fliegt sie nicht davon, dann
schreibe man sie in einem Satz auf. So, jetzt ist es besiegelt, das Samenkorn
im Erdreich versenkt.
Aus dieser Idee schmiedet man die Prämisse.
Was will ich also beweisen in meinem Roman? Dass Unrecht nicht gut gedeiht?
Dass Liebe allen Schmerz besiegt? Dass ein hartes Schicksal reif macht, belohnt
wird? Dass der Teufel, Dämon, Hexenmeister kein Land gewinnt, wenn man nur sich
selbst treu bleibt? Nun habe ich eine Prämisse, die ich beweisen werde im Laufe
der Geschichte. Was nun? Idee steht festgeschrieben die Prämisse ist
formuliert. Wer nun beweist, was ich als Autorin behaupte? Richtig! Das
Personal! Wie könnte der Charakter denn geformt sein, der in der Lage ist,
diese Heldenreise zu bewältigen, den Hindernissen zu trotzen, zu einem guten
Ende zu kommen? oder soll es vielleicht übel ausgehen? Das hängt nun von der
Figurenentwicklung ab. Und von den Figuren hängt der genaue Inhalt ab. Ich entwickle
meine Protagonisten, Antagonisten, hilfreiche oder feindliche Nebenfiguren
(manche fliegen später wieder raus), aber zuerst brauch ich die Darsteller. Ich
bastle mir Steckbriefe, in denen die Stärken, Schwächen, das Aussehen, die
Neigungen usw. beschrieben sind. Ha, mein Personal ist da!
Und was sollen die jetzt bitte machen? Na
die Geschichte vorantreiben, natürlich! Dazu brauche ich aber erst einen
Inhalt, den Plot. Aufgrund der Kenntnisse meiner Figuren, der Idee, der
Prämisse, baue ich mir ein Exposee, in dem ich die Geschichte auf wenigen
Seiten ausarbeite.
Aus diesem Entwurf machen wir eine Story-Outline,
was heißt, ich umreiße den Fortgang der Geschichte, indem ich jedem Kapitel 1
Satz schenke, dann weiß ich später, was ich dort ausformulieren muss, um den
roten Faden nicht zu verlieren, andernfalls kann ein Autor durchaus umkommen in
seinem Roman, der sich als undurchdringlicher Dschungel erweist.
Nach der Outline lege ich los und schreibe Kapitel
für Kapitel aus. Wenn mein Personal ausschweift, plötzlich eigene Wege gehen
möchte, dann darf es das durchaus für eine Weile tun, schließlich soll ja keine
10 Seiten Erzählung entstehen, sondern ein satter Roman! Aber nach einer Weile
sollte man seine Leute wieder sanft zum Ursprung zurückholen und sich an seine
eigenen Vorgaben halten. Um jetzt einen ordentlichen Text zuwege zu bringen,
ist es ganz gut, sich an das 3-Akte-Prinzip zu halten, das so geht:
1. Akt
Einführung der Hauptfigur und deren ganz
normalen Wahnsinn, sprich, wie er im Leben dasteht. Sehr schnell kommt der
„Call“, der Ruf, der sein Leben auf den Kopf stellen soll, denn ohne Änderung
im Leben, kein Roman, keine Figur, keine Prämisse, keine Idee. Plopp,
Seifenblase zerplatzt. Kein halbwegs vernünftiger Mensch hat es gern, wenn
plötzlich etwas zerrt an ihm, eben der „Call“, und ihn zwingt, etwas anders als
bisher zu machen. Daher wird die Figur zunächst versuchen, diesem Ruf
auszuweichen, so tun, als höre er gar nicht, dass da was „hallohooo“ schreit,
sich panzern dagegen. Damit kämpft der Protagonist während des 1. Aktes, an
dessen Ende der 1. Wendpunkt (Plotpoint) steht, er ergibt sich dem Ruf und
macht sich auf den Weg.
2. Akt
Der 2. Akt sollte zirka doppelt so lang wie
der 1. Akt sein, da packt man auch Nebenschauplätze rein, Subplots, die sich
mit dem Hauptplot vermengen (natürlich alles mit Sinn und Verstand, es muss
schon alles zusammenpassen und einen Grund haben). Während des 2. Aktes bloß
keine Heldenschonung betreiben, gib ihm/ihr kalt-warm, lasse ihn von einer
Herausforderung, einem Konflikt in den nächsten stürzen, bis er am Ende dieses
Aktes ein Häuflein Elend in der absoluten Krise steckt. Nichts geht mehr, der
Leser denkt, der Kerl schafft es niemals, da rauszukommen. Also Ende 2. Akt 2.
Wendepunkt.
3. Akt
Der beginnt in dieser Krise des Helden. Und
wenn der Typ nun Mumm in den Knochen hat, mobilisiert er seine letzten
Kraftreserven, steht auf und stellt sich! nun hat der Autor es bald
ausgestanden, denn der 3. Akt sollte etwa so lang sein wie Akt 1. Formel: 1+3=2
So hat man eine feine, vom Leser natürlich
nicht erkennbare Symmetrie in seinem Werk.
In diesem Akt wird alles aufgelöst. Zum
Guten oder zum Bösen, je nachdem, was erzählt werden will. Es folgt der „Showdown“,
was heißt, der Kampf der Giganten, der durchaus aus ein letzter Konflikt
zwischen Liebenden sein kann und Entscheidungen werden getroffen.
Nun gibt es noch den Nachschlag oder auch
„Kiss off“ genannt, indem der Leser unseren Helden entweder in den Sonnenuntergang
reiten sieht oder sein Begräbnis schluchzend miterlebt. Wir schreiben ENDE
darunter und sind fürs Erste fertig. Lehnen uns zurück und schnaufen
durch.
Jetzt heißt es warten warten warten! Nicht
gleich überarbeiten! Distanz schaffen, bis das Auge wieder klar sieht, dann
kann man sich an die Überarbeitung setzten
Viel Glück für deinen Roman!
Elsa Rieger
Toll geschrieben und sehr inspirierend! Wirklich! Danke
AntwortenLöschenFreut mich! LG ELsa
LöschenDas ganze liest sich so ein bisschen wie die Monty Python Nummer, in der John Cleese auf die Frage, wie er den Kilimandscharo besteigen will, so antwortet:
AntwortenLöschen"The A23s through Purleys down on the main roads near Purbrights avoiding Leatherheads and then taking the A231s entering Rottingdeans from the North. From Rottingdeans we go through Africa to Nairobis. We take the South road out of Nairobis for about twelve miles and then ask."