Na, könnt ihr schon erraten, worüber ich mich beim Lesen besonders aufgeregt habe? Falls nicht: Es ist die Fußnote, die mir die Zornesröte ins Gesicht treibt. Da redet die so genannte grüne Jugend von lauter schönen Dingen wie Kinderrechten, dem Verbot von Gewalt gg. Kindern und dass dieses Verbot am besten im deutschen Grundgesetz stehen sollte, etc...
Und dann kommt diese Fußnote: "Explizit wird hier das Thema religiöse Beschneidung von biologisch männlichen Kindern ausgeklammert. Der Antrag hat nicht den Anspruch zu dieser kontroversen Debatte irgendeine Position zu beziehen."
Liebe Grüne Jugend.....wenn ihr nicht die Eier habt, zu einem heiklen Thema Position zu beziehen, wieso gibt es euch dann überhaupt als politische Organisation einer Partei? Ich dachte immer, dass es genau darum geht: Zu wichtigen Themen Stellung zu beziehen und diese dann auch öffentlich zur Diskussion zu stellen. Aber das ist nicht einmal das Hauptproblem, das ich mit eurem feigen Verhalten habe.
1. Hauptproblem: Antiislamismus und Antisemitismus
Wenn ihr das Thema Beschneidung von biologisch männlichen Kindern ausklammert, dann klammert ihr auch die beschnittenen Buben und deren Eltern aus der Diskussion aus. Ihr redet davon, das Verbot von Gewalt gegen Kinder ins Grundgesetz schreiben zu wollen und schließt im nächsten Satz eine ganze Gruppe von Kindern aus. Wisst ihr eigentlich, was ihr da tut? Ihr schließt eine ganze Bevölkerungsgruppe aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit von einem Gesetzesantrag aus. Dafür gibt es ein Wort: Antiislamismus. Im weitesten Sinne könnte man das auch als Rassismus ansehen, da viele muslimische Kinder nun einmal aus bestimmten, geographisch eingrenzbaren Regionen unserer Erde kommen. Da ihr auch jüdische Buben ausschließt kommt dann auch noch der Vorwurf des Antisemitismus hinzu. Pardon my french, aber: Was bitte hat euch da geritten? Wollt ihr euch wirklich den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass ihr Rassisten und Antisemiten seid? Da ihr zu den Grünen gehört und nicht zur NPD denke ich, dass das eher nicht der Fall ist, oder? Außerdem: Ihr leistet der Gewalt an Kindern Vorschub und damit meine ich explizit nicht die Beschneidung. Denn durch diese Verwässerung eures Antrages kann dann jedes kranke Hirn dahingehend argumentieren, dass es auch "okay" wäre, das Kind zu schlagen, etc... Davon, dass ihr hier Körperverletzung mit dem Recht auf freie Religionsausübung vermischt, rede ich gar nicht erst. Letzteres steht nämlich auch in der Verfassung, wisst ihr?
2. Hauptproblem: Sexismus
Wenn ich eine Gruppe von Menschen, die allesamt nur ein Geschlecht haben, von irgend etwas ausgeschlossen wird, dann ist der Begriff Sexismus meistens nicht weit und das zurecht. Ihr wolltet zwar sicher nicht sexistisch sein, indirekt kann man euch von diesem Vorwurf aber doch nicht ganz freisprechen. Schließlich habt ihr doch nur männliche Jugendliche ausgeschlossen, oder? Darüber würde ich beim nächsten Mal vielleicht zweimal nachdenken.
3. Hauptproblem: Und wieder die Feigheit
Ja, ich finde es feige, wenn man ein heißes Thema wie die Beschneidung erst...äh...anschneidet und dann sagt, dass man nichts dazu sagen möchte. Das mag für Privatpersonen in Ordnung sein, aber bei politischen Organisationen erwart ich mir schon ein wenig mehr Expertise, wenn von ihnen ein Problem angesprochen wird. Dabei stellt sich mir auch die Frage, wozu diese Fußnote eigentlich gut sein soll.Ich wage zu behaupten, dass die Mehrheit der Menschen beim Thema Gewalt gegen Kinder nicht an Beschneidung, sondern an Schläge, sexuellen Missbrauch und dergleichen denkt. Warum also diese Anmerkung? Ist euch plötzlich klar geworden, dass ihr die ganze Problematik nicht vollständig durchdacht habt?
Was hat euch - falls ihr euch mit der Thematik nicht befasst habt - eigentlich davon abgehalten, erst zu recherchieren, bevor ihr eine so schwerwiegende Entscheidung trefft? Warum wollt ihr dazu nicht Stellung beziehen, wenn das Thema auch viele junge Menschen betrifft? Ich frage mich wirklich, ob die vorherigen Generationen der Jugend das Aufbegehren so sehr abgewöhnt haben, dass diese nun gar nicht mehr zu kontroversen Themen Stellung beziehen möchte? Wie kann es sein, dass junge Menschen heute oft Dinge hinnehmen, bei denen "frühere" Jugendliche auf die Straße gegangen wären? Gott sei Dank ist das nicht überall so, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass einige junge Menschen ein bisserl arg angepasst daherkommen. Ich sage nicht, dass das für euch gilt. Aber ihr habt einen feigen Rückzieher gemacht, wo eigentlich keiner nötig war (ganz ehrlich: Bei Gewalt gegen Kinder denkt doch keiner zuerst an Beschneidung, sondern an Misshandlung, etc...). Ich bin von eurer Feigheit jedenfalls ziemlich enttäuscht.
Widersprüche im Text
Außerdem widersprecht ihr euch in einigen Punkten selbst:
"Von einer Gesellschaft, in der Kinder nicht nur als Schutzbefohlene ihrer Eltern gesehen, sondern als eigene Individuen mit eigenen Interessen wahrgenommen werden, sind wir allerdings noch weit entfernt."
Dann kommt von euch folgendes:
"Für uns ist auch klar, dass jegliche sexuelle Handlung von Erwachsenen an Kindern gegen das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit von Kindern verstößt. Solche sexuellen Handlungen können nie mit Einvernehmen des Kindes geschehen, da zwischen Kindern und Erwachsenen immer ein Machtgefälle besteht und Erwachsene für Kinder immer Autoritätspersonen sind. Ein selbstständiges „Nein“ ist somit nicht möglich, ein mündiges „Ja“ ebenso wenig. Die GRÜNE JUGEND fordert daher, Kinderrechte in Deutschland konsequent umzusetzen und auszuweiten. "
Also was denn jetzt? Wenn ich ein menschliches Wesen als "vollwertiges" Individuum ansehe, dann muss ich sein "Ja" oder "Nein" ebenfalls als das akzeptieren, was es ist. Wenn ich das tue, dann habe ich nach den Wünschen des Kindes zu handeln und zwar mit allen Konsequenzen. Wenn ich aber sage, dass Kinder nicht alles tun dürfen (oder sollten), was sie gerne möchten, dann muss ich mich als Erwachsener über ein "Ja" oder "Nein" des Kindes auch einmal hinwegsetzen, um die Kleinen vor Schaden bewahren und ihnen erzieherische Grenzen setzen zu können. Dazu zwei Beispiele:
Kinder sind erstens nicht umsonst vom so genannten Vertrauensgrundsatz ausgeschlossen. Ein Kind kann gewisse Dinge nicht so gut einschätzen wie ein Erwachsener, der wesentlich mehr geistige Reife und Lebenserfahrung hat. Wenn ich ein Kind aber als in dieser Hinsicht vollwertiges Individuum betrachte, das eigene Entscheidungen auf diesem Gebiet treffen kann, dann dürfte es auch nicht aus dem Vertrauensgrundsatz ausgeschlossen sein und ich darf in Zukunft davon ausgehen, dass das Kind sämtliche Verkehrsregeln beherrscht und sich danach richtet.
Zweitens gibt es einen guten Grund daüfr, dass all die Dinge, bei denen man Verantwortung übernehmen muss (Job, Autofahren, Alkohol, Wahlen) erst in einem Alter aktuell werden, bei dem man seine Kindheit schon hinter sich gelassen hat. Davor werden solche Sachen im Optimalfall von den Erziehungsberechtigten übernommen.
Fazit: Ein Kind ist nur in dem Sinne ein "vollwertiges" Individuum, als das es, genauso wie du und ich, ein Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit hat. Bei allem anderen kann davon nicht guten Gewissens ausgegangen werden.
Sinnhaftigkeit des Antrages
Die Frage, ob euer Anliegen überhaupt sinnhaft ist, sollte ebenfalls untersucht werden. Das Grundgesetz deckt die Grundrechte aller Menschen ab. das schließt Kinder doch mit ein, oder? Aus welchem Grund sollte Gewalt gegen Kinder hier nun extra erwähnt werden? Verhindern oder verringern werdet ihr sie damit nicht können. Schließlich steht im Gesetz auch "Mord ist verboten!" und trotzdem werden regelmäßig Menschen von anderen Menschen umgebracht.
Kein Teil der Lösung
Gewalt gegen Kinder ist abscheulich. Mit eurem Vorgehen und eurer kruden Argumentation seid ihr aber leider kein Teil der Lösung, liebe Grüne Jugend Deutschland. Eher im Gegenteil.
Mehr dazu: Humanist News
Mehr dazu: Humanist News
Nur kurze Anmerkungen, weil ich gleich dienstlich los muss:
AntwortenLöschen- Danke für den Artikel! Auf den der Grünen Jugend wäre ich sonst nicht aufmerksam geworden.
- Beschneidung ist Gewaltausübung. Der Grund für Gewalt ist egal. Im Grunde sagen die Beschneider das, was früher beim Schlagen der Kinder gesagt wurde: es sei zum Besten des Kindes.
- Der Grund, warum die Grüne Jugend dazu nichts weiter sagen will, ist politischer Opportunismus.
1920 25-Punkte Programm der NSDAP:
AntwortenLöschenPunkt 9: "Alle Staatsbürger müssen gleiche Rechte und Pflichten besitzen." Explizit ausgeklammert sind Juden.
2013 Grüne Jugend:
"Die GRÜNE JUGEND lehnt jegliche Gewalt ab, besonders die an Kindern¹."
Explizit ausgeklammert sind Jungen.
Oh gottogottogott... aber im nächsten Artikel sich für die Beschneidung von Kleinkindern einsetzen und jammern, dass die bösen ...phoben und ...isten ja nur Antisemiten sind, selbst aber überall die bekannten Keulen schwingen.
AntwortenLöschenWas ist das denn hier für ein Schwachsinnsblog?!
Ich rege mich hier vor allem darüber auf, dass die Grünen es nicht schaffen, zu dem Thema Stellung zu beziehen. Das Fass erst aufmachen und sich dann kommentarlos aus der Affäre ziehen, ist Feigheit in Reinkultur.
LöschenNachtrag online: http://trugbilder.blogspot.co.at/2013/12/zur-beschneidungsdebatte.html (Zum Nachtrag runterscrollen)
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