Dienstag, 8. April 2014

Cabin Fever 2 von Ti West

Cabin Fever 2 (USA 2009) von Ti West
Einen Tag nach den Geschehnissen in Teil 1 wird der letzte Überlende aus dem ersten Film, Paul, von einem Schulbus überfahren und getötet und seine Gedärme quer über die Straße verteilt. Deputy Winston (ebenfalls bekannt aus dem ersten Film) redet dem Busfahrer ein, dass er wohl einen Elch überfahren hat (schaut der Mann beim Fahren nicht nach vorne?). Der Bus fährt weiter in Richtung Schule (mit einer von Blut und Gedärmen verschmierten Windschutzscheibe - die Ankunft dürfte recht aufsehenerregend gewesen sein). Als er Pauls Bein in einem Baum hängend findet (ist der beim Kontakt mit dem Bus explodiert?), wird Winston schnell klar, dass hier etwas anderes passiert ist. Fatal für die Schülerinnen und Schüler in dem Bus (und dem Rest der Schule) ist aber noch etwas völlig anderes: Paul befand sich, bevor er quer durch den Wald und auf die Straße rannte, in einem Teich, aus dem eine örtliche Firma Wasser schöpft und dieses in Flaschen unter anderem an die Schule verkauft. Als die Dame in der Schulkantine das infizierte Wasser für die Bowle verwendet, sorgt sie unwissentlich dafür, dass der Abschlussball für die Schüler und Lehrer tatsächlich unvergesslich wird...


Eigentlich habe ich mir geschworen, nach dem stinklangweiligen The House of the Devil (der außer als Schlafmittel in jeder Hinsicht völlig unbrauchbar ist) nie wieder einen Film von Ti West in meinen DVD Player zu legen. Entsprechend begeistert war ich, als ich nach meinem Besuch bei Müller die dort gekauften DVDs etwas genauer in Augenschein nahm und feststellen musste, dass ich mir versehentlich noch einen Film von Herrn West gekauft habe. Was solls, dachte ich, ein schöner Verriss für meinen Blog ist doch schließlich auch nicht schlecht.
Dumm nur, dass ich den jetzt nicht in der geplanten Form schreiben kann, denn "Cabin Fever 2" ist Ti Wests bester Film. Versteht mich nicht falsch, er ist weit davon entfernt, wirklich gut zu sein. Er ist auf seine Art aber trotzdem recht unterhaltsam, wenn man die eigenen Ansprüche entsprechend runterschraubt.
Das Drehbuch ist nicht besonders originell und wurde schon gefühlte tausendmal in allen möglichen Varianten verfilmt: Ein paar Teenager wollen eine Party (oder in dem Fall ihren Abschlussball) feiern und werden von einer tödlichen Gefahr nach und nach blutig dezimiert. Und trotzdem fängt der Film ab einem gewissen Punkt an, einfach Spaß zu machen.

Derbe Splatterszenen
Das liegt durchaus daran, dass die nicht gerade rar gesäten Splatterszenen ziemlich ruppig und unangenehm rüberkommen, es sind einige Sequenzen dabei, die selbst hartgesottenen Gorehounds ein paar Schauer über den Rücken zu jagen dürften. Dabei sind es gar nicht so sehr die ganzen abgetrennten, abfallenden und aufplatzenden Körperteile, die Unbehagen bereiten. Es ist vielmehr der Kontext, in dem die Effekte eingesetzt werden. Cabin Fever und diese Fortsetzung sind zwar weit davon entfernt, in der ersten Liga der Splatterfilme mitzuspielen, eines haben aber beide Filme geschafft: Die Schmerzen der Protagonisten konnten sie sehr gut fühlbar machen.
Die Schauspieler werden in diesem Film nicht gerade vor große Herausforderungen gestellt, ihre Leistungen sind dennoch verhältnismäßig solide.Mit Rider Strong und Giuseppe Andrews finden sich zwei Schauspieler aus dem ersten Teil wieder ein (auch wenn Strongs Auftritt keine 30 Sekunden dauert), letzterer hatte mit seiner Rolle merkbaren Spaß. Der Rest fällt zumindest nicht negativ auf, was in diesem Genre leider nicht selbstverständlich ist.

Ti West vs. Die Produzenten
Das Lob an Ti West, das ich gerade ausgesprochen habe, mit "Cabin Fever 2" einen wenigstens halbwegs brauchbaren Splatterfilm gedreht zu haben, muss ich an dieser Stelle ein wenig relativieren. Das Endprodukt dürfte sehr wenig mit seinen Vorstellungen zu tun haben, da sich die Produzenten dazu entschlossen, etliche Szenen nachzudrehen und neu zu schneiden. Das ging sogar so weit, dass West darauf drängte, seinen Namen nicht im Zusammenhang mit diesem Film zu verwenden und stattdessen das berüchtigte Pseudonym Alan Smithee zu verwenden. Dieses Ansinnen scheiterte, weil West zumindest zu diesem Zeitpunkt kein Mitglied der Directors Guild of America war und dieses Pseudonym nur von deren Mitgliedern verwendet werden darf. Seither betonte West bei mehreren Gelegenheiten, dass der Film nicht mehr mit seiner Vision gemeinsam habe und vielmehr ein Produkt der Produzenten sei. Aufgrund dieser Probleme kam der Film, obwohl er bereits 2007 fertig gestellt wurde, erst 2009 in Berlin zu seiner Premiere.

Fazit zu "Cabin Fever 2"
"Cabin Fever 2" ist bescheuert, unoriginell und unlogisch. Eines ist er aber bestimmt nicht: Langweilig. Und das ist mehr, als man über die meisten Filme sagen kann, die auch nur irgendwie mit Ti West in Verbindung stehen (so gesehen ist es wohl Ironie des Schicksals, dass er gerade diesen so verzweifelt aus seiner Vita streichen möchte).

Hier gehts zum Review vom ersten Cabin Fever.

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