Sonntag, 1. Juli 2012

Filme von A bis Z: A wie Abwärts

So, ich machs jetzt einfach genauso wie Wolfgang beim Wortschlaghammer drüben und mache eine Liste von A bis Z. Allerdings mit Filmen und nicht mit Songs und außerdem werde ich, um die Sache ein wenig spannender zu machen, einfach blind in meinen DVD-Schrank greifen und dann den Film besprechen, den ich gezogen habe (und da dort auch die DVDs meiner Lebensgefährtin stehen, hält das Schicksal bestimmt die eine oder andere romantische Komödie für mich parat).


Der Buchstabe A bringt jedenfalls folgenden Film:

Abwärts mit Götz George und Hannes Jaenicke

Ein Bürohochhaus am Freitagabend. Die Gänge sind menschenleer und alle Angestellten auf dem Weg ins Wochenende. Das gilt leider auch für den Aufzugsreparateur, der seine Arbeit erst am Montag beenden will. Dumm ist das allerdings für die vier Leute, die den Lift noch benutzen wollen, denn die bleiben prompt im Lift stecken. Das vor Montag keine Hilfe zu erwarten wäre und sie bis dahin allesamt verdurstet und erstickt wären, muss das Quartett versuchen, selber einen Ausweg zu finden. Dabei eskalieren die Konflikte, welche die die vier miteinander haben, allerdings endgültig...



Klaustrophobischer Thriller

Abwärts ist ein Film, der bei mir beim ersten Ansehen ein echtes Gefühl von Unwohlsein ausgelöst hat. Das liegt vor allem daran, dass ich hin und wieder unter Platzangst leide. Nicht so sehr, dass ich in engen Räumen sofort ausflippe, aber doch genug, um den Charakteren die aufkommende Panik nur zu gut nachfühlen zu können.
Damit ein Film, der fast die ganze Zeit an einem einzigen Schauplatz spielt (der noch dazu so beengt ist, wie eine Aufzugskabine) funktioniert, braucht man zwei Dinge: Ein gutes Drehbuch und gute Schauspieler. Abwärts hat beides. Götz George als abgehalfterter Yuppie-Macho und Hannes Jaenicke als Möchtegernrebell tragen den Film locker auf ihren Schultern und dominieren jede Szene, in der ihre Figuren den Ton angeben (und das sind fast alle). Renée Soutendijk und Wolfgang Kieling (die für den Film von Hannelore Elsner synchronisiert wurde) sind als Marion, die den Konflikt zwischen den beiden von George und Jaenicke gespielten Figuren erst so richtig ins Rollen bringt und als Gössman, der bieder wirkende Buchhalter, der seinen Koffer mit gutem Grund nie aus den Augen lässt, auch nicht zu verachten.
Das Drehbuch gibt den Schauspielern auch richtig gutes Material, mit dem sie arbeiten können. Ja, am Anfang geht ein wenig viel schief mit dem Aufzug. Allerdings hat man beim Zuschauen nie das Gefühl, dass das Gezeigte zu unrealistisch wäre. Worin der Film wirklich geschickt ist, ist das Enthüllen von menschlichen Reaktionen in Extremsituationen. So etwas wie einen strahlenden Helden sucht man hier eigentich vergeblich, irgendwann lässt sich jeder etwas zu Schulden kommen.

Abwärts ist zeitlos

Der Film von Carl Schenkel (Knight Moves) ist außerdem absolut zeitlos. Aufgrund seines Settings könnte der Film mit ganz wenigen Änderungen problemlos auch im jahr 2012 spielen, die wenigen Dinge, welche den Film in den 80ern verorten (also eigentlich nur Jaenickes Pocket Game und der Walkman) können problemlos ersetzt werden und da man im Aufzug eh oft genug keinen Handyempfang hat, spielen Mobiltelefone hier eh keine Rolle. Abwärts aus dem Jahr 1984 ist einfach ein feiner Thriller mit guten Schauspielern.

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