Montag, 1. Juli 2013

Creepers von David Morrell

Creepers von David Morrell
In einer kalten Oktobernacht dringt eine Gruppe von fünf Abenteurern in ein verlassenes Hotel ein. Das Paragon Hotel ist vor hundert Jahren von einem exzentrischen Millionär in Form einer Pyramide erbaut worden. Nun steht es seit mehr als 30 Jahren leer. Die fünf Eindringlinge sind so genannte Urban Explorer. Doch es kommt alles ganz anders, als die fünf es sich vorgestellt haben. In dem halb verfallenen Gebäude ist die Vergangenheit nämlich noch sehr lebendig. Die Nacht verwandelt sich in einem Albtraum des Schreckens...

Creepers von David Morrell
(Spoilerwarnung für alle weiteren Absätze voraus) Eines gleich vorweg: Wenn man den Klappentext dieses Buches liest, könnte man dem Trugschluss erliegen, es handle sich hierbei um einen Geisterroman. Dem ist nicht so. Zwar ist es grundsätzlich nicht falsch, dass in dem alten Hotel die Vergangenheit noch sehr lebendig ist, allerdings ist sie dies ganz anders als zunächst vermutet (und wenn ich mir so manch andere Rezension durchlese, dann bin ich offenbar nicht der einzige, der sich in die Irre führen ließ). Dennoch steht dieses Werk von David Morrell in den Buchhandlungen völlig zurecht in der Horror-Ecke. Dem Autor gelingt es hier sehr lange, den Leser im Unklaren darüber zu lassen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Der zweite Faktor, mit dem Morrell die Spannung hoch hält, ist der wahre Grund, warum die fünf ausgerechnet das Paragon Hotel zum Objekt ihrer Begierde gemacht haben. Und dann kommt schließlich noch etwas hinzu, das schon ein zentraler Punkt in Morrells bekanntestem Buch, First Blood, war: Die traumatische Kriegsvergangenheit eines Protagonisten. War es bei John Rambo der Vietnamkrieg, der aus ihm ein psychisches Wrack gemacht hat, so hinterließ bei Frank Balenger der zweite Irakkrieg seine Spuren. Und bei beiden ist es ab einem gewissen Zeitpunkt so, dass sie die Realität und Einbildung nicht mehr voneinander unterscheiden können. Ansonsten sind die beiden Figuren aber unterschiedlich genug, sodass man beim Lesen zumindest nicht dauernd glaubt, dass Morrell hier einfach bei sich selber abgeschrieben hat.
Ein kurzes Wort zum Cover: Eine Straße spielt im ganzen Buch keine große Rolle. Wieso hat man nicht versucht, eine Illustration des Paragon Hotels zu Papier zu bringen? Das hätte sicher interessanter ausgesehen.

Großartige Atmosphäre
(Nochmal eine Spoilerwarnung - Dass mir nachher keiner behauptet, ich hätte es euch nicht gesagt!) Eine solche Geschichte steht und fällt natürlich mit dem Schauplatz. Morrell gelingt es, dem Paragon Hotel einen eigenen Charakter zu geben, sodass den Leser das Gefühl beschleicht, bei dem alten Gemäuer handele es sich beinahe um eine eigene Persönlichkeit. Durch seine bildhafte Sprache sieht man die Rezeption, das Penthouse im obersten Stock und die einzelnen Zimmer vor dem eigenen geistigen Auge, es kommt einem so vor, als würde man diese Räumlichkeiten selbst betreten. Positiv fällt auch auf, dass die handelnden Personen  eigentlich in jeder Situation halbwegs vernünftig reagieren und nicht andauernd in Panik verfallen (und der beliebte Plotpoint "Wir flüchten nach oben und rennen nicht einfach unten zur Tür raus" diesmal sogar eine vernünftige Begründung hat). Erfreulich ist auch, dass von Morrell auf ein 100 prozentiges Happy End, das in diesem Fall unrealistisch gewesen wäre, verzichtet hat. Trotzdem, oder wahrscheinlich gerade deshalb, ist der Schluss sehr zufriedenstellend (auch wenn es etwas vorhersehbar ist).
Es passt aber nicht nur die Atmosphäre, auch an der Spannungsschraube dreht Morrell nach dem ersten Drittel von "Creepers" ziemlich eifrig. Dass die Geschehnisse dann ein paar eher unerwartete Wendungen nehmen und die Gruppe nicht nur (was ja noch irgendwie zu erwarten war) auf eine zweite Truppe mit eigenen Absichten stößt, sondern beide Cliquen dann in einem begehbaren Safe neben den erwarteten Millionen auch eine angekettete Frau finden, steigert das Lesevergnügen noch mehr.

Fazit zu Creepers von David Morrell
"Creepers" ist eine unterhaltsame Horrorgeschichte, die vielleicht einen anderen Verlauf nimmt, als es die meisten Leser erwarten werden. Eine wirklich empfehlenswerte Lektüre!

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