Freitag, 3. Januar 2014

Hunger von Steven Hentges

Hunger (USA 2009) von Steven Hentges
Fünf Menschen wachen plötzlich in einer Höhle wieder auf. Sie kennen einander nicht und wissen auch nicht, warum sie entführt wurden. Durch Gespräche kommen sie bald hinter ein Muster: Zumindest drei von ihnen sind direkt für den Tod eines Menschen verantwortlich. Grant (Linden Ashby) leistete bei seiner todkranken Frau Sterbehilfe. Luke (Joe Egender) erschoss bei einem Überfall eine Verkäuferin und Anna (Lea Kohl) hat ihren Ex-Freund auf dem Gewissen. Einzig Alex (Julian Rojas) und Jordan (Lori Heuring) scheinen noch niemanden umgebracht zu haben. Bald wird ihnen allen klar, dass sie die Versuchsobjekte in einem sadistischen Experiment eines Psychopathen sind. Mehrere Wochen müssen sie in dem Loch verbringen, während ihr Hunger steigt und ihre Menschlichkeit langsam verschwindet. Denn das Fleisch der Anderen wird für einige zur einzig denkbaren Möglichkeit, ihren knurrenden Magen zum Schweigen zu bringen.


Hunger von Steven Hentges
Ich mag Kammerspiele. Filme, die ohne Spezialeffekte auskommen, an wenigen (oft nur einem) Ort spielen und sich allein auf das Drehbuch und die Schauspieler verlassen, haben bei mir fast automatisch einen Pluspunkt. Das ist  auch einer der Reize, den "Night of the Living Dead" für mich ausmacht. "The Mist" wäre - trotz seiner Schwächen - ein weiteres gutes Beispiel, genauso wie die Hörspiele Experiment Zero und Der Schweif des Diabolus. Dass mir ein Setting wie das von Steven Hentges Film "Hunger" gefällt, dürfte somit klar sein.
Leider wird der Film den ihn in gesetzten Erwartungen nicht gerecht. Während man in den von mir genannten Beispielen sofort eine Verbindung zu den Charakteren aufbauen kann, gelingt das bei "Hunger" zu keinem Zeitpunkt. Das liegt daran, dass man schon nach ein paar Minuten weiß, wer überleben wird, wer irre ist (Luke zum Beispiel benimmt sich von Anfang bis zum Ende wie ein Vollidiot) und wer am Ende zum Kannibalen wird. Das nimmt dem Film schon am Beginn einen Großteil seiner Spannung.

Von Logik keine Spur
Dass sich alle wie hirnlose Kandidaten in einem billigen Slasherfilm verhalten, gibt "Hunger" dann den Rest. Beispiel gefällig? Unsere Protagonisten wissen, dass über ihnen eine Luke ist, die nach draußen führt. Sie haben fünf Regentonnen voll mit Wasser. Ratet mal, wann die auf die Idee kommen, wenigstens zwei oder drei Tonnen auszuschütten, sie übereinander zu stapeln und mit dieser Kletterhilfe zur Luke zu gelangen. Genau: nie. Schon klar, die eigenen Wasservorräte schüttet man nicht so schnell weg, aber die sind im Verlauf des Filmes ganze 34 Tage dort unten. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber spätestens nach zwei oder drei Tagen wäre mir verdursten lieber, anstatt noch dreißig Tage dort unten zu bleiben (denn dass sie so lange dort unten bleiben müssen, schließen die Fünf aus einer Uhr, die dort hängt). Und wenn mir jetzt einer mit: "Aber die Luke ist doch verschlossen!" kommt, dann sage ich: "Ja, aber das Schloss ist außen, die sehen das doch nicht." Außerdem sieht die Lukentür wesentlich weniger stabil aus, als als die Wand, die Grant ein paar Tage lang bearbeitet, bis er so viele Ziegel gelockert hat, dass er sie eintreten kann (er macht das übrigens mit einer Blechbüchse. Selbst wenn einer der Ziegel wirklich von Anfang an locker ist, dauert das meiner Meinung nach nicht Tage, sondern Wochen). Und selbst wenn man kein Wasser verschwenden will, kann man die Tonnen verwenden. Dann wartet man eben etwas länger, bis man ein wenig mehr Wasser verbraucht hat (wenn man zum Beispiel erst Grants Wanddurchbruch abwarten will, ob es dort vielleicht einen Ausgang gibt), dann kann man den Rest wahrscheinlich so umfüllen, dass man ein bis zwei leere Tonnen hat. Dann müsste man zwar immer noch ein paar Meter klettern, die Chance, nach oben zu kommen wäre aber wesentlich besser.
Dann wären da noch die beiden Teenager. Jordan und Co machen nämlich ein junges Pärchen durch Hilferufe auf sich aufmerksam. Leider ist der Mörder schneller als die zwei mit ihren drei Gehirnzellen (mal ehrlich in der Zeit, wo der männliche Part des Duos mit dem Handy in der Hand überlegt, was er den jetzt nur tun soll, habe ich die Polizei, die Rettung, die Feuerwehr und die Nationalgarde angerufen und mir hinterher noch im Auto einen Kaffee gekocht) und betäubt sie. Danach fesselt er beide in ihrem Wagen und schubst sie in den See. Vermisst werden die zwei offenbar von niemandem, denn in den zwei Wochen, welche die Protagonisten dann noch im Loch verbringen, werden sie in dem Wald, wo sie verschwunden sind, offenbar nicht gesucht. Selbst wenn die zwei niemandem gesagt haben, wo sie hinfahren, müsste die Polizei doch die nähere Umgebung absuchen, oder? Da die Luke nicht versteckt und in der Nähe der Straße nach draußen führt, wie lange würde die Entdeckung derselben dann dauern? Und selbst wenn alle Polizisten zuerst direkt zu besagtem See fahren würden (was schon per se unwahrscheinlich ist), würde dann nicht nach dem rätselhaften Doppelmord eine Hundertschaft von Polizisten mit Spürhunden die nähere Umgebung nach Spuren absuchen und die Luke ebenfalls finden? So weit weg kann der See ja nicht sein, wenn man bedenkt, dass der Killer (der nie einen Namen erhält) wohl kaum stundenlang zwei betäubte Jugendliche durch die Gegend kutschiert hat.

Blasse Schauspieler
Die Schauspieler bleiben die meiste Zeit über unmemorabel. Einzig Linden Ashby ist mir im Gedächtnis geblieben, aber nicht etwa wegen einer tollen thespischen Leistung, sondern weil ich mich den halben Film lang gefragt habe, woher ich ihn kenne. Als mir dann endlich eingefallen ist, dass er im ersten "Mortal Kombat" den Johnny Cage gespielt hat, wollte ich mir diesen Film gleich viel lieber ansehen. Das sagt in meinen Augen auch einiges über "Hunger" aus.

Fazit zu Hunger
Anfangs freut man sich über die interessante Grundidee, dann wird einem der Film mehr und mehr egal und am Ende ärgert man sich, dass man mit diesem Blödsinn seine Zeit verschwendet hat. Finger weg!

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