Freitag, 2. Januar 2015

The Philosophers - Wer überlebt? von John Huddles

The Philosophers - Wer überlebt? (USA 2013) von John Huddles
Ein Professor der Philosophie in einer internationalen Schule in Jakarta fordert seine Klasse in der letzten Stunde vor den Ferien zu einem Gedankenexperiment auf. Die Studenten sollen sich vorstellen, dass ein Atomkrieg über die Menschheit hereingebrochen ist. Ein sicherer Bunker befindet sich Gott sei Dank in der Nähe, es gibt nur ein Problem: Der Sauerstoffvorrat kann lediglich 10 Personen für ein Jahr versorgen (erst dann wäre es wieder sicher, den Bunker zu verlassen), sie sind aber mehr als 20. Anhand der von ihnen aus dem Lostopf gezogenen Berufe und Fähigkeiten müssen die Studenten nun bestimmen, wer in den Bunker darf, und wer dem sicheren Tod überlassen wird. Die Studenten müssen bei ihrer Entscheidung im Auge behalten, dass sie damit darüber entscheiden, wer von ihnen für den Fortbestand der Menschheit sorgen soll und wer nicht. Dabei spielt auch ihr Professor eine Schlüsselrolle, da er den Studenten nicht verrät, welche Fähigkeiten er selbst gezogen hat...


The Philosophers von John Huddles
Ich mag es, wenn die Charaktere in einem Film in schwierige Situationen geworfen werden und dann darin zurechtkommen müssen. Ich finde auch Filme wie "Cube" oder "Night of the living Dead", bei denen die Charaktere extremen Situationen ausgesetzt werden und sich darin zurechtfinden müssen, sehr faszinierend. Deshalb wollte ich "The Philosophers" sehen.
Leider scheitert der Film schon in der Anfangsphase, wenn man zum ersten Mal die Studenten sieht und sich vor lauter Schönheit fragt, aus welchen Modekatalog die alle ausgeschnitten wurden. Wenn dann die erste Runde des Gedankenexperimentes losgeht ist es endgültig vorbei. Der erste Fehler besteht schon darin, dass jeder Studierende nur aufgrund des gezogenen Berufes beurteilt wird, als ob sich die Fähigkeiten eines Menschen nur auf seinen Job beziehen würden. Das wird in der zweiten Runde (ja, es gibt mehrere Durchläufe, bei denen der Schauplatz gewechselt wird und das Szenario von vorne beginnt) zumindest ein wenig aufgelockert. Allerdings fangen hier die Denkfehler erst so richtig an (im folgenden Absatz wird es einige Spoiler geben).
Da wäre erstens die unlogischen Entscheidungen der Studenten selbst. Da hätten wir zum Beispiel eine "Weinhändlerin" mit einem IQ von 200, die abgelehnt wird. Begründung: Intelligenz ist nicht so beeindruckend. An der Stelle musste ich lachen, denn wenn es tatsächlich so wäre, dass Intelligenz scheißegal ist, dann hätten unsere angeblichen Elite-Denker ein Problem.
Amüsant zu beobachten ist, wie emotional alle an diesem Rollenspiel beteiligten Personen reagieren. Da wird der Professor verflucht und sich heulend dafür entschuldigt, wenn jemand abgelehnt wurde, dass man fast meinen könnte, es handele sich hier um einen Ernstfall und kein Rollenspiel. Ich würde den Protagonisten dringend raten, sich von allen Call of Cthulhu-Spielerunden fernzuhalten, sonst könnte ihre geistige Stabilität bald endgültig flöten gehen.
Weiters stellt sich die die Frage, wieso die Studenten ihr Wissen aus der jeweiligen Vorrunde mitnehmen dürfen. Schließlich wird nach jeder Runde - abgesehen davon, dass die gezogenen Professionen gleich bleiben - logischerweise alles auf Null gesetzt. Besonders eklatant wird das in der letzten Runde, wenn die "Soldatin" damit herausrückt, dass sie sich im letzten Szenario den Code gemerkt hat, den der Lehrer eingegeben hat, um die Tür zu öffnen. Dumm nur, dass er damit in jenem Szenario alle umgebracht hat, warum wusste sie also noch den Code? Der wahre Grund liegt wohl darin, dass John Huddles sich hier zu einem Ende schummeln wollte, in dem der böse Lehrer nutzlos wird und seine Machtposition nicht mehr ausspielen kann. Dass das ganze nicht richtig durchdacht wurde, ist Huddles dabei leider nicht aufgefallen.
Endgültig abgeschossen hat sich der Film aber mit seinem völlig idiotischen Ende, an dem wir erfahren, dass unser Lehrender den ganzen Blödsinn nur deshalb veranstaltet hat, weil er von einer Studentin verlassen wurde und er nun deren neuen Freund (der ebenfalls in der Klasse sitzt) bestrafen oder ihr zeigen wollte, wie nutzlos der Typ eigentlich ist, ganz klar drückt sich der Film da nicht aus. Dass das nicht funktionieren kann, liegt aus mehreren Gründen auf der Hand. Erstens hätte er den Studenten in diesem Fall keine Rollen zuweisen, sondern sie nach ihren tatsächlichen Fähigkeiten agieren lassen müssen. So spielen alle doch nur Rollen, wie will man da jemanden als nutzlos entlarven? Eben, es geht nicht. Zweitens: Wenn der Lehrer sich schon dafür entscheidet, Rollen zu verteilen und die Verteilung dieser Rollen zu manipulieren, wieso macht er aus seinem Opfer einen Landwirt? In einer Gesellschaft die in die Steinzeit zurückgebombt wurde, kommt den Landwirten eine zentrale Rolle zu. Jedes "dunkle Geheimnis", das man ihm später anhängen könnte, wird schon alleine dadurch irrelevant, dass der Rest ohne ihn wohl elend verhungern würde.

Fazit zu The Philosophers
Es ist das alte Problem, dass, wenn jemand wie John Huddles ein geniales Konzept hat, gerne darauf vergessen wird, dieses entsprechend auszuarbeiten. Genau das ist das Grundproblem von "The Philosophers - Wer überlebt?" Der Film ist von seiner eigenen (im Grunde nicht vorhandenen) Intelligenz und seiner ach so tollen Botschaft so besoffen, dass es weh tut. Oder anders formuliert: "The Philosophers" ist elitäre Hipster-Scheiße.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen