Donnerstag, 10. September 2015

Do-nui mat von Sang-soo Im

Taste of Money - Die Macht der Begierde (Südkorea 2012) von Sang-soo Im
Young-Jak Joo arbeitet seit kurzer Zeit für eine korrupte und reiche Familie als Laufbursche. Schnell findet er heraus, dass seine neuen Arbeitgeber von drei Dingen besessen sind: Sex, Macht und Geld. Joo schafft es nicht, eo etwas wie Distanz zu den Machenschaften seiner Chefs zu halten und wird in ihr perfides Spiel hineingezogen, als die Matriarchin ihren Mann bei einer Affäre mit dem Dienstmädchen ertappt und den Rachesex ausgerechnet mit ihm haben will. Pflichtschuldig erledigt Joo den Beischlaf. Von diesem Moment geht es nur noch weiter bergab. Joo ist hin und her gerissen zwischen seinem Wunsch, von dieser Familie wieder weg zu kommen und seiner Faszination für ihren Lebensstil...


Do-nui mat von Sang-soo Im ist eine Fortsetzung seines Filmes "Das Hausmädchen", es geht um die gleiche Familie, nur 20 Jahre später. Das ist für diesen Film aber nicht wichtig, da die Handlung völlig unabhängig vom "Hausmädchen" ist. Do-nui mat, oder "Taste of Money - Die Macht der Begierde", wie er auf neudeutsch heißt, fährt eine prachtvolle Ausstattung, gute Schauspieler und einen stimmigen Soundtrack auf.
Nur: Das hilft alles nichts, wenn jede emotionale Verbindung, die man zum Protagonisten aufbauen könnte, bereits im Keim erstickt wird. Die Inszenierung ist schon fast aseptisch, die quälend langsamen Szenen scheinen manchmal regelrecht rückwärts zu laufen. Das ist alles wunderschön gefilmt, gut gespielt - und absolut leblos. Ich habe nichts gegen langsame Filme (eher im Gegenteil) und verstehe die dahintersteckende Intention des Regisseurs sehr gut. Sang-soo Im wollte mit diesen erdrückenden Bildern wohl die ausweglose Situation, in der sich Joo befindet, zum Ausdruck bringen. Dabei hat er es so übertrieben, dass jede Art von Emotion, die man für seinen Protagonisten empfinden könnte, sofort von der Schwere der Bilder erschlagen wird. Hinzu kommt, dass der Plot an einer Sache gewaltig krankt: Die Familie, für die Joo arbeitet, ist mitnichten so rätselhaft und faszinierend, wie es der Regisseur gerne hätte, sondern vielmehr primitiv, dumm und habgierig. Die Szene, in der die Dame des Hauses Joo befiehlt, mit ihm zu schlafen und er den Befehl sofort pflichtschuldigst ausführt, schießt den Vogel dann endgültig ab. Warum dreht er sich nicht einfach um und geht? Er wurde schließlich als Laufbursche engagiert und nicht als Sexsklave. So schleppt sich der Film seinem vorhersehbaren Ende entgegen, das sich bereits ab der etwa 30. Minute deutlich antelegrafiert und dennoch als die überraschendste Wendung des Jahrhunderts verkauft wird. So vertreibt man sich die Zeit damit, sich zu fragen, wieso Joo nicht einfach kündigt, schließlich war er bis kurz vor dem Showdown nichts weiter als ein besser bezahlter Handlanger.

Der Geschmack des Geldes ist fade
Wer herausfinden möchte, wie sehr man sich bei einem Film langweilen kann, der ist mit "Taste of Money" exzellent bedient. Außerdem ist der Film ein hervorragender, rezeptfreier Ersatz für Valium. Das ist hier besonders schade, da man das Gefühl hat, dass hier eine gute Grundidee, gute Schauspieler (vor allem Kang-woo Kim vermittelt das Gefühl, dass er diese Rolle mit einem besseren Drehbuch sehr gut hätte verkörpern können) und eine großartige Ausstattung leider aufgrund schlechter Ausführung verschwendet wurden.

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