Dienstag, 27. Dezember 2016

Candy's Room: Soleil Noir von Marc Vorlander

Candy's Room: Soleil Noir (USA 2011) befindet sich als Bonusfilm auf
der DVD von "The Next Deathwish".
Ein emotional nicht sehr stabiler Teenager, der in einer dysfunktionalen Familie lebt und sich deshalb immer öfter in eine Traumwelt flüchtet und am liebsten Prinzessin spielt: Das ist Candy Black. Candys Problem mit der Realität in der sie lebt, geht sogar so weit, dass sie für drei Tage in ein Sanatorium eingewiesen wird. Der dort tätige Psychiater ist aber genauso inkompetent wie er gleichzeitig in Candy verknallt ist, er lässt sie - trotz der Proteste seiner Kollegin - einfach wieder raus. Kaum setzt Candy einen Fuß vor die Tür und in die Freiheit, beginnt sie wieder damit, ihren Ex-Freund zu stalken und anzurufen. Der ist davon natürlich nur wenig begeistert. Währenddessen verschwinden für Candy die Grenzen zwischen Traumwelt und Realität immer mehr...

Den Trailer zu dem Film gibt es hier.


Candy's Room: Soleil Noir von Marc Vorlander
Was lange gärt, wird endlich Wut... Es ist nun schon etwas länger her, dass ich bei meiner Rezension zu "The Next Deathwish" angekündigt habe, auch den als Bonusfilm auf die DVD gepressten Film "Candy's Room: Soleil Noir" zu rezensieren. Zwar ging das lange nicht so schnell, wie ich es eigentlich geplant hatte (viele berufliche Aufträge haben die Fertigstellung der Rezension verhindert und außerdem habe ich auch noch ein Privatleben), aber nun ist es endlich so weit.

Candy ist Vorlanders bester Film.

Gut ist er deshalb aber noch lange nicht. Wenn ich bestimmen müsste, ob Hunde- oder Katzenscheiße besser riecht, geht vielleicht auch eines der Häufchen als Gewinner aus dem "Wettbewerb" hervor. Als Parfüm würde ich den Siegerduft aber trotzdem nicht tragen wollen.
Dass Candy sich minimal von Vorlanders bisherigem Schaffen abhebt liegt daran, dass er diesmal vor Drehbeginn offenbar über ein Drehbuch von Geraldine Winters gestolpert ist. Leider hören damit die Verbesserungen im Vergleich zu Deathwish auch schon wieder auf. Alle nervigen Idiotien, mit denen Vorlander seine Filme regelmäßig ruiniert, finden sich auch hier. Zwar ist Vorlander hier nicht so dreist, ein Werk von ihm selbst als "Film im Film" zu präsentieren, dafür kommt mitten im Film ein Cartoon-Musikvideo seines Buddys Fernando Abrantes, das (wie sollte es anders sein) genau gar nichts mit der Handlung des "Films" zu tun hat, und die ohnehin nur rudimentär vorhandene Handlung volle zwei Minuten lang ausbremst. Selbstverständlich handelt es sich dabei nicht um die einzige sinnlose Sequenz. Immer wieder unterbrechen rein instrumentale Sequenzen den Film, der zwar nur eine Stunde dauert, dessen Handlung aber nicht mehr als 15 Minuten füllt. Ein Mädchen mit psychischen Problemen will seinen Freund zurück und driftet immer in ihre Traumwelt ab. Fertig. Das trägt aber keine 60 Minuten, weshalb Vorlander mal wieder alle möglichen Füllsequenzen einbaut und so die Geduld des Zuschauers auf eine sehr harte Probe stellt. So schaut man nach spätestens 20 Minuten immer öfter auf die Uhr und fragt sich, ob Geraldine Winters' Drehbuch tatsächlich so wenig hergegeben hat, oder ob Vorlander schlicht nicht dazu fähig ist, eine halbwegs stringente Handlung aufzubauen und den Handlungsbogen von Anfang bis zum Ende durchzuhalten. Ich befürchte, es handelt sich um eine Kombination aus beidem (zu gegebener Zeit werde ich mir wohl eine ihrer Regiearbeiten zu Gemüte führen und diese dann hier besprechen).
Die schauspielerischen Leistungen sind unter aller Sau. Das liegt aber nicht an den Menschen vor der Kamera, die so planlos agieren, dass einem sofort klar wird, dass sie keinerlei brauchbare Regieanweisungen erhalten haben und man kann ihnen beim Anschauen zumindest nicht absprechen, dass sie versuchen, das halbwegs Beste aus ihrer hoffnungslosen Situation zu machen. Ich mache dem Cast hier keinen Vorwurf, selbst Tom Hanks oder Benedict Cumberbatch wären hier auf verlorenem Posten gestanden. Da bekommt man beim Ansehen schon fast Mitleid, wenn man sich nicht vor Augen halten würde, dass die da alle freiwillig dabei sind. Bemerkenswert ist der weitere Werdegang von Hauptdarstellerin Francesca DiPaola (die auch in The Next Deathwish zu sehen war) aber allemal: Die hat danach noch genau einen Film mit Geraldine Winters gedreht ("Bongo: Killer Clown") und ging danach (begleitet von der Reality-Show "The Sisterhood: Becoming Nuns") ins Kloster. Wenn meine Erfahrungen mit anderen Menschen auch beinhalten würden, dass Marc Vorlander mich mit einer Plastikkrone auf dem Kopf vor einem imaginären Hofstaat predigen lässt, ich würde mein Heil auch hinter dicken Klostermauern suchen...


Fernandos Ohrenfolter
Was an dem Film fast noch mehr nervt, als an Deathwish, ist diese repetitive Elektronik-Musik von Fernando Abrantes. Jetzt bin ich schon von Haus aus nicht der Welt größter Fan dieses Genres und dann wird hier jede Sekunde Film mit diesem aus gefühlt drei Noten bestehenden Geklimper unterbrochen, das so klingt, als hätte mein dreijähriger Neffe ein Spielzeugkeyboard vom Aldi zu Weihnachten bekommen und ... nein ganz ehrlich, mein Neffe kann das besser. Viel besser.


Fazit zu Candy's Room
Marc Vorlander schafft es auch mit Candy's Room nicht, einen halbwegs stimmigen Film abzuliefern. Das ist keine Überraschung, aber es zeigt, dass es bei ihm auch nicht hilft, wenn er die Drehbücher nicht selber schreibt. Dieses Werk ist genauso ungenießbar wie "Deathwish". Der große Künstler, für den Vorlander sich selbst hält, wird er wohl niemals werden, weshalb ich das Kapitel Marc Vorlander für mich mit dieser Rezension beende.

6 Kommentare:

  1. Gähn, Udo hat mich via facebook-PN wieder hergelotst und ich will kein Spielverderber sein. Ich sage: Bla bla blubb. Der "Psychiater" ist keiner, sondern ein Richter (Englische Sprache, schwere Sprache). Francesca DiPaola ist auch nicht ins Kloster gegangen (^^), sondern das wurde in der Erfolgsserie "The Sisterhood: Becoming Nuns" nur so dargestellt, denn die Serie ist "Scripted Reality" und mitnichten Realität. Aber gut, unser Udo ist eben auch kein Filmkritiker. Letzteres wird spätestens dann klar, wenn man eine richtige Kritik zu dem Film eines richtigen (Print-)Mediums gelesen hat: Splatting Image, 87/ 2011 (http://foto.arcor-online.net/palb/alben/19/3399719/1366_3334373561363161.jpg). Es wird auch in dieser Hater-Rezension wieder überdeutlich, dass hier alte Rechnungen aus Wortvogel-Tagen beglichen werden sollen, die Herrn Seelhofer wohl noch immer nachhängen. Da ja jeder nachvollziehen kann, dass das angestrengte Gebashe der Wortvögler und ihrer Ableger, null Effekt auf Karriere-Entwicklungen hat, sehe ich das mittlerweile relativ gelassen.

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    1. Die Facebook-PN erfolgte aus Gründen der Fairness, ich will mir hinterher nicht den Vorwurf anhören müssen, ich hätte ihnen keine Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben.
      Was den Richter angeht: Dann wurde das aber verdammt schlecht rübergebracht. Ein Richter hätte nie die Möglichkeit, mit jemand anderem die Krankengeschichte und psychischen Probleme einer Patientin zu diskutieren, da das - wie bei uns auch - der Schweigepflicht unterliegt. Außerdem stellt sich dann die Frage, wieso Candy zwangsweise eingewiesen wurde. Nur aufgrund der Geschichte mit ihrem Freund kann das nämlich nicht geschehen sein, so einfach funktioniert das nämlich nicht. Und selbst wenn man akzeptiert, dass sie zwnagseingewiesen wurde: Eine Entlassung nach 3 Tagen ist dann absolut unmöglich, da kann Stiefdaddy hundertmal mit dem Richter Golf spielen. Der hat dann nämlich gar nichts mehr zu sagen, das letzte Wort liegt dann beim Psychiater/derPsychiaterin. So oder so ist dieser Teil der "Geschichte" ein einziger Widerspruch in sich.
      Was "The Sisterhood" angeht, ist dieses Video denke ich recht erhellend: https://www.youtube.com/watch?v=3b6Fs-BwMNM
      Das sieht für mich schon nach ein wenig mehr als einer typischen Scripted Reality-Show aus, aber darauf will ich gar nicht hinaus: es ging mir hier einfach ein bisschen um den Witz. Schockierend, nicht wahr?
      Mir geht es mitnichten darum, irgendwelche alten Rechnungen zu begleichen, daher spare ich mir auch jegliche Kommentare ala "auf welche nichtexistente Karriere habe ich denn keine Auswirkungen?"

      Ein paar Fragen sind aber noch offen, die ich ihnen gerne stellen möchte:
      Stimmt die hier angegebene Budgetschätzung: http://www.dvd.cool/dvd-candys-room-soleil-noir/ Falls nicht: Woher könnte diese Zahl (immerhin eine Million) denn stammen? Falls ja: Wo bitte ist dann das Geld hin? Fürs Catering draufgegangen?

      Warum wurde der Film nur als Bonus und nicht eigenständig veröffentlicht? Konnten sie keinen Vertrieb finden, der Candy einen eigenen erfolgreichen Release zugetraut hätte?

      Warum wird von ihnen in einen nur einstündigen Film ein Musikvideo von Abrantes reingeschnitten, das absolut gar nichts mit der Handlung oder den Protagonisten zu tun hat?

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  2. Natürlich kann ein Richter den Zustand einer Person mit der Psychiaterin diskutieren, das ist in den USA nicht anders als in Deutschland. Und selbstverständlich kann ein Richter Arrest oder geschlossene Psychiatrie anordnen und auch jederzeit beenden. Das weiss ich deshalb so genau, weil ich mal eine Ex-Freundin (Borderline-Patientin) aus der Psychiatrie holen musste. Die war übrigens für eine Woche eingewiesen und ich habe sie nach drei Tagen rausbekommen, und damit verrate ich Ihnen hiermit auch, dass der Film durchaus Bezüge zur Realität hat.

    Es ist schwierig, einen einstündigen Film alleine auf DVD zu vermarkten, da ist doch wohl logisch. Die Entscheidung welcher nun der Aufhänger der DVD und welcher der Bonusfilm wird, lag bei mir und ich habe mich für diese Variante entschieden.

    Warum sollte das Abrantes-Video nichts mit dem Film zu tun haben? Candy spielt mit einem Roboter, der sich als Fernando vorstellt, als sie zu tagträumen beginnt... Candy-Princess und der Robo kommen auch in dem Manga-Video vor - kein Bezug? Nur dann nicht, wenn man absolut ignorant einen Film ansieht, denn man schon scheiße fand, bevor man Play gedrückt hat.

    The Sisterhood ist Scripted Reality, ich werde es wohl besser wissen, da ich mit der Hauptdarstellerin befreundet bin und diese keineswegs ins Kloster gegangen ist. Aber gut, als Running Gag sei Ihnen diese Pointe zugestanden.

    Ich weiss nichtmal was der Film gekostet hat und es interessiert mich auch nicht. Dass man aber nicht drei Wochen Cast & Crew in NYC unterhalten kann, ohne dabei eine beträchtliche Summe auszugeben, dürfte wohl klar sein. Da sie aber den Film sowieso dumm finden, egal ob er 1 Million oder 20.000 Dollar gekostet hat, interessiert mich die Frage gar nicht.

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    1. Klar kann ein Richter das anordnen, ich bezweifle aber, dass die Beendigung bei ihm alleine liegt, da er nun einmal nicht der Experte ist.
      Wenn es so schwierig ist, einen einstündigen Film zu vermarkten, wieso vermarkten sie die beiden Filme nicht als Box?
      Candy spielt zwar mit dem Roboter, aber die ganze Sequenz wird danach nicht einmal mehr erwähnt und trägt nichts zur Handlung bei. Das ist alles reine Zeitverschwendung.
      Die Frage nach dem Budget ist durchaus von Interesse. Wenn die 1 Million tatsächlich stimmen sollte (was ich übrigens keine Sekunde lang glaube), dann würde ich als Geldgeber schon nachfragen, wo denn die Moneten geblieben sind.

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  3. "Warum wurde der Film nur als Bonus und nicht eigenständig veröffentlicht? Konnten sie keinen Vertrieb finden, der Candy einen eigenen erfolgreichen Release zugetraut hätte?"

    Das ist doch simpel, Candy hatte keine FSK-Freigabe zum Zeitpunkt des Releases, daher wird der Bonusfilm auch nur klein auf dem Backcover genannt. Die Prüfung bei der FSK erfolgte erst nach Beschwerde bei selbiger ;)

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