Die Herren der Spiele |
Chris Fano ist in der LARP-Szene keine Unbekannte. Als "Herrin der Leere" wird sie immer wieder als "Endgegnerin" für LARP-Kampagnen gebucht. Das LARP-Gelände Utopion von Matthias Trennheuser ist bereits für mehrere Jahre mit Events ausgebucht. Nick Krützfeldt ist ein begeisterter LARP-Spieler mit großem Talent zum Kostüm- und Maskenbau. Sein großer Traum ist es, mit seinem Können irgendwann einmal beim Film zu landen.
Beim LARP-Event selbst zeigt der Film nicht nur tolle Bilder von den Spielern und den Schlachten selbst, sondern auch den im Hintergrund betriebenen organisatorischen Aufwand, wenn hunderte Spielleiter dafür sorgen, dass die Geschichte rund abläuft und die Arbeiter gewaltige Kulissen für die Spiele aufbauen...
Der Film schafft es sofort, die Zuschauer in diese für sie fremde Welt zu ziehen. Dabei konzentriert sich "Die Herren der Spiele" nicht nur darauf, möglichst viele Schauwerte zu liefern, sondern versorgt das Publikum nebenher mit allen notwendigen Informationen, die es braucht, um zu verstehen, wie ein LARP-Event genau abläuft (und das sind gar nicht so wenige). Die Interviews mit den drei näher vorgestellten Spielern vermitteln einen guten Eindruck davon, wie viel Einsatz diese in ihr liebstes Hobby stecken.
Sense of Wonder
Was den Film ebenfalls sehenswert macht, sind die vielen Szenen, die bei dem LARP-Event selbst gedreht wurden. Da wären erstens die Schlachten, die jedem Fantasyfilm zur Ehre gereichen würden. Verblüfft war ich hier vor allem davon, dass die LARP-Spieler nicht davor zurückschrecken, mit ihren Waffen wirklich zuzuschlagen (ich habe mir das ja immer eher so wie beim Wrestling vorgestellt). Blaue Flecken sind hier keine Seltenheit. An den Kostümen kann man sich ebenfalls kaum satt sehen, von Orks, Zauberern, Rittern, Zombies bis hin zum einfachen Bauern ist alles vertreten. Man möchte beim Anschauen alle zwei Minuten auf Pause drücken und einfach nur die verschiedenen Outfits bewundern (mein Favorit ist die "Herrin der Leere", also die ganz weiße Frau im Trailer). So schafft es diese Dokumentation viel besser, die Zuschauer in "Fantasy-Stimmung" zu versetzen, als dies lieblos gemachte Low Budget Filme ala "Geralt von Riva - Der Hexer" jemals können werden und ich habe mich beim Ansehen mehr als einmal gefragt, wieso das hier offensichtlich vorhandene Wissen und Talent nicht viel öfter zumindest bei Independent-Fantasyproduktionen von den Filmschaffenden genutzt wird. Deshalb hat "Die Herren der Spiele" einen großen Vorteil im Vergleich zu manchen anderen Dokumentationen: Sie kann dem Publikum jede Menge Action bieten und hat nicht nur Interviews und ein paar wenige Originalaufnahmen am Start. Das nutzt die Regisseurin natürlich, so oft es möglich ist, aus.
Hinter den Kulissen
Der zweite (und für mich fast noch interessantere) Grund, sich diese Dokumentation anzusehen, ist, dass sehr anschaulich gezeigt wird, wie ein solcher Event organisatorisch gestemmt wird. Ich bin im Rollenspielbereich ja ausschließlich im Pen & Paper-Bereich unterwegs und hatte von LARP überhaupt keine Ahnung. daher habe ich mich immer gefragt, wie die Spielleiter diese vergleichsweise große Anzahl von Teilnehmern schaffen und die ganze Veranstaltung nicht völlig außer Kontrolle gerät. Dank dieses Films habe ich davon nun eine ziemlich gute Vorstellung. Das Playbook, in dem das gespielte Szenario steht, zu sehen, war zum Beispiel schon ziemlich cool. Genauso aufschlussreich war die Erklärung, wie das große Szenario in viele kleine Aufgaben aufgeteilt wird, damit wirklich jeder Spieler daran teilhaben kann.
"Die Herren der Spiele" kommt mit einigen Extras auf DVD: Beide Trailer, ein Audiokommentar, nicht verwendete Szenen, zusätzliche Interviews, das Segment "LARP erklärt" und ein paar Outtakes sind auf der Scheibe zu finden. Bild- und Tonqualität sind großartig, da gibt es nicht den kleinsten Fehler zu bemängeln.
Fazit zu Die Herren der Spiele
Ich kann diese Rezension mal wieder angenehm kurz halten, denn für diesen Film gibt es von mir eine uneingeschränkte Empfehlung. "Die Herren der Spieler" ist nicht nur für LARP-Fans interessant. Der Film bietet einen spannenden und informativen Einblick in eine Welt, die man als Außenstehender sonst nicht alle Tage sieht.
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