Mittwoch, 6. November 2013

Wes Craven präsentiert Dracula 2000

Wes Cravens Dracula
(Spoilerwarnung voraus) Eine Bande von Dieben, die eine beachtlichen technischen Ausrüstung mitbringen, dringt in das vom Antiquitätenhändler Matthew van Helsing (Christopher Plummer) geleitete Carfax Museum ein, in welchem sie wertvolle Kunstschätze vermuten und zwar vor allem in dem immer verschlossenen, unterirdischen Tresorraum des Museums. Umso größer ist ihre Enttäuschung, als sie in dort nur eine uralte Krypta finden, die seit 100 Jahren niemand mehr geöffnet hat. Natürlich sind unsere Diebe blöd genug, genau das zu tun und lassen damit Dracula (Gerard Butler) auf unsere Welt im 21. Jahrhundert los. Nachdem er unsere Diebe als willkommene Snacks zu sich genommen hat, macht Dracula sich auf den Weg in die USA, genauer gesagt nach New Orleans, um sich dort an van Helsings Tochter, Mary Heller-Van Helsing (Justine Waddell) heranzumachen. Matthew Van Helsing, der in Wahrheit niemand anderer als Draculas Nemesis Abraham van Helsing ist (wie genau er ebenfalls am Leben bleiben konnte, verrate ich an dieser Stelle nicht) heftet sich dem Vampirfürsten gemeinsam mit seinem Assistenten Simon Sheppard (Johnny Lee Miller) an die Fersen...


Ich mag Vampirgeschichten. Wenn in einem Film oder einer Serie die Herren und Damen mit den langen Eckzähnen vorkommen, ist es sehr schwer, mich noch zu vergrätzen. (Es sei denn, es handelt sich um Twilight. Das liegt aber gar nicht so sehr daran, dass Stephenie Meyer den Vampirmythos in eine Masturbationsvorlage für verzweifelte Hausfrauen und Klosterschülerinnen verwandelt hat. Mich stört vielmehr, dass unser Kuschelvampir Edward ein sexistischer Psychopath und Bella Swan [das ist übrigens so ziemlich der dümmste "sprechende Name" den ich kenne] eine alleine nicht lebensfähige blöde Kuh ist.)

Gääähnn....
"Dracula 2000" schafft das dennoch mit Leichtigkeit. Der Film versucht ständig, auf 180 zu sein und vergisst dabei völlig, dass man für einen guten Horrorfilm auch einige Ruhepausen benötigt und nicht nur einen Schockeffekt an den nächsten reihen kann. Das Ergebnis: "Dracula 2000" rauscht irgendwann völlig an den Zuschauern vorbei und wird einem mit der Zeit ziemlich wurscht. Aber selbst die wenigen Minuten, in denen der Film tatsächlich mal kurz Luft holt, sind kaum auszuhalten, wenn alle Beteiligten offenbar auf Autopilot geschaltet haben und selbst ein Kaliber wie Christopher Plummer den ganzen Film mit nur einem Gesichtsausdruck bestreitet. Dann kommt noch Gerard Butler als uncharismatischster Dracula aller Zeiten hinzu, den man schon wieder vergessen hat, sobald der Abspann beginnt, und fertig ist das filmische Schlafmittel. Die anderen Gesichter sind so austauschbar, dass man genauso gut Schaufensterpuppen hätte verwenden können. Dabei sind - neben Christopher Plummer - durchaus einige (zumindest heute) bekanntere Gesichter dabei. Jeri Ryan war durch ihre Rolle in "Star Trek: Raumschiff Voyager" immer noch der feuchte Traum aller Trekkies und Omar Epps hat einige Jahre später in der Serie "Dr. House" eine ganz gute Figur gemacht. Johnny Lee Miller spielt jetzt immerhin den Sherlock Holmes in der Serie "Elementary" (in der Lucy Liu den Watson gibt). Hier sind mir die drei einfach nur egal und genauso verschwendet wie der ganze Rest der Schauspielerriege.

Gewollt und nicht gekonnt
Unter diesem Motto könnte man die als erotisch gedachten Szenen in diesem Film zusammenfassen. Dadurch, dass Gerard Butler so blass daherkommt (no pun intended), verliert Dracula jegliche sexy Austrahlung, die diese Figur sonst haben kann. Aber auch die Vampirladys sind kaum erotischer als der Schimmelbefall in einer öffentlichen Toilette. Das liegt mitnichten an den Damen, wie ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen möchte. Aber selbst die erotischste Darstellerin kommt nicht gegen eine Inszenierung an, die steriler als jedes Krankenhaus und seelenloser als jeder Vampir aussieht.
Das gilt auch für die Tötungsszenen. Ich habe selten einen Film gesehen, der sich so sehr müht, gruselig auszusehen und dabei so dermaßen blutleer daherkommt. Keine einzige dieser Sequenzen erzielt auch nur irgendeine Wirkung (von gesteigertem Desinteresse einmal abgesehen). Patrick Lussier sollte lieber wieder auf dem Stuhl im Schneideraum Platz nehmen und die Regie anderen Leuten überlassen. Wes Craven ("A Nightmare on Elm Street", "Scream") hat offenbar nur seinen Namen hergegeben und sonst nichts beigetragen, warum weiß ich nicht.

Dracula ist...Judas Iskariot??
Die große Enthüllung am Ende, dass Dracula niemand anderer als Judas Iskariot sein soll, gibt dem Film dann den Rest. Ich habe ja nichts gegen Neuinterpretationen, aber es stört mich, wenn sie so unnötig sind wie hier und gleichzeitig so wenig Sinn ergeben. Erstens: Welchen Gewinn zieht die Geschichte aus dieser Neuinterpretation? Dass Dracula als Kreatur der Hölle keine christlichen Symbole mag, war schon in der Originalversion hinreichend erklärt und nur um einzuführen, dass Dracula auch kein Silber mag (wegen der 30 Silberstücke...fragt lieber nicht) hätte es das ganze Brimborium auch nicht gebraucht. Wie Dracula es dann geschafft haben soll, bis zum Mittelalter zum transsylvanischen Fürsten zu werden, darf Lussier mir gerne mal erklären. Die Geschichte dürfte abenteuerlich werden.

Fazit zu "Wes Craven präsentiert Dracula 2000"
Diese Version des Vampirfürsten aus dem Jahr 2000 ist vielleicht für Gerard Butler-Komplettisten (so es denn so etwas gibt) interessant. Ansonsten kann sie getrost wieder vergessen werden. Da bleibe ich lieber bei Christopher Lee und Bela Lugosi.

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