Dienstag, 18. November 2014

Romeo & Julia - Hörspiel vom Amor Verlag

William Shakespeares Romeo & Julia Hörspiel vom Amor Verlag (2012)
Eine Inhaltsangabe zu "Romeo & Julia" erspare ich mir an dieser Stelle (Spoiler: Die beiden sterben am Schluss) und komme gleich zur Beurteilung.
Das Anliegen des Amor Verlages, jungen Menschen die alten Klassiker schmackhaft machen zu wollen, ist ja eigentlich ein sehr schönes, das mir als ehemaligen Deutschlehrer durchaus gefällt. In dieser speziellen Bearbeitung werden auf einer CD die wichtigsten Szenen von den Sprecherinnen und Sprechern gespielt, während ein Erzähler zusammenfasst, was in der Zwischenzeit passiert ist. Das so zu machen ist keine schlechte Idee, wenn man bedenkt, dass Jugendliche heutzutage eher keine Lust darauf haben, sich zwei bis drei Stunden lang hinzusetzen und ein Hörspiel anzuhören. Die Kürzungen wurden mit großer Behutsamkeit und Respekt gegenüber dem Werk von William Shakespeare vorgenommen. Leider ist es damit schon mit den guten Ideen vorbei.

Reine Trockenübung
Es ist sehr schade, dass man sich dazu entschlossen hat, das Hörspiel nicht nur ohne Musik, sondern außerdem ohne Soundkulisse zu inszenieren. So wirkt das Hörspiel wie eine reine Trockenübung der Sprecherinnen und Sprecher, der Text erwacht einfach nicht zum Leben, der Funke springt zu keinem Zeitpunkt über, man hat eher das Gefühl, den Proben einer Theatergruppe zuzuhören und nicht etwa einem richtigen Hörspiel. Das liegt nicht nur an der (fehlenden) Inszenierung, sondern zum Teil auch an den Sprecherinnen und Sprechern, oder vielmehr an der Besetzung mancher Rollen durch die Verantwortlichen. Dabei handelt es sich zwar ohne Ausnahme um gute und erfahrene Schauspielerinnen und Schauspieler (vor allem Silke Franz und Alexander Weikmann haben mir in den Hauptrollen sehr gut gefallen). Aber es reißt einen schon ein wenig aus der Geschichte, wenn Julias Amme, ihre Mutter und Julia selbst allesamt beinahe gleich alt klingen. Außerdem merkt man an manchen Stellen, dass der Text die Sprecherinnen und Sprecher einiger unbedeutender Nebenfiguren doch ein wenig überfordern dürfte, so richtig flüssig gehen ihnen ein paar Passagen nicht von der Zunge. Das hält sich aber in sehr engen Grenzen und es wäre eventuell gar nicht aufgefallen, wenn die Texte nicht nur "trocken" eingesprochen worden wären, sondern eine Soundkulisse diese unterstützt hätte.

Gute Idee, schlechte Ausführung
Es tut mir ein wenig leid, das sagen zu müssen, aber dieses Hörspiel wird sein Ziel, junge Menschen für Shakespeare zu begeistern, eher nicht erreichen. Das ist sehr schade, hier hat man eine gute Gelegenheit vertan.

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