Edward Lee - Flesh Gothic (Festa Verlag 2012) |
Flesh Gothic von Edward Lee
Dass ausgerechnet Richard Laymon Edward Lee als "literarische Körperverletzung" anpreist, hätte mich fast davon abgehalten, mir dieses Buch zu kaufen. Schließlich hatte ich mit Laymon schon mehr als eine Begegnung, und keine einzige davon hat mir so etwas wie Freude gebracht. Andererseits: Um gute Bücher zu erkennen, muss man sie nicht unbedingt schreiben können (auch wenn der Begriff "literarische Körperverletzung" schon ein sehr eigenwilliges Lob ist).
Viel Flesh, wenig Gothic
Eines hat "Flesh Gothic" mit Laymons Büchern gemeinsam: Es gibt in dem Buch einige Szenen, vor allem sexuellen Inhaltes, die allein wegen ihrer Schockwirkung enthalten sind. Für zartbesaitete Menschen ist "Flesh Gothic" nicht gedacht. Wenn es seitenlange Beschreibungen darüber gibt, wie der Dämon Belarius in seinem Tempel aus menschlichem Fleisch ihm untergebene Dämoninnen zu Tode vergewaltigt, muss man das erst einmal verdauen. Das gilt auch für den expliziten sexuellen Missbrauch, den beinahe alle weiblichen Protagonisten in diesem Buch erleiden müssen, Hinzu kommt, dass Lee den Lesern diese Szenen ab dem zweiten Abschnitt mit extrem hoher Schlagzahl um die Ohren haut. Insofern hat Laymon mit dem Begriff "literarische Körperverletzung" gar nicht so unrecht.
Wenn man damit keine Probleme hat, erwartet einen mit "Flesh Gothic" eine durchaus spannende Geschichte. Lee versteht es, die Spannung langsam zu steigern und dann zur Explosion zu bringen. Wer denkt, dass die Leser rasant ins Geschehen geworfen werden, liegt dennoch falsch. Erst werden ausführlich die einzelnen Charaktere vorgestellt, die zwar alle so wirken, als ob man sie einem in anderen Büchern oder Filmen schon einmal begegnet wären, dabei aber dennoch interessant genug bleiben, um die Neugier des Publikums zu wecken und über einen längeren Zeitraum zu halten. Mit diesen Charakteren rät und leidet man gerne mit, wenn sie vor einem Rätsel stehen, oder Hindernisse überwinden müssen (die Auflösung der Frage, was mit Hildreth passiert ist, ist nämlich nicht von schlechten Eltern).
Fazit zu Flesh Gothic
Edward Lee gelingt es, aus bereits bekannten Zutaten eine spannende Geschichte zu machen. Auch wenn Lee mit dem Buch das Rad nicht neu erfindet, legt man das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand. Von mir gibt es daher eine Empfehlung.
Typisch Lee.
AntwortenLöschenUnd wenn ich von typisch spreche, dann meine ich das im "wahrstmöglichen" Sinne.
"Der Höllenbote", " Incubus", "Creekers", alle legen sie die Attribute an den Tag, wie du sie im Falle von " Flesh Gothic" beschreibst. Eine Ausnahme bildet "Bighead", der wegen seiner schrägen Einfälle außer Konkurrenz läuft.
Ein insgesamt ermüdend inflationärer Gebrauch detaillierter Ferkeleien, der mich dazu bewogen hat, eine Auszeit von diesem Autor zu nehmen. (Ausschlaggebend hierfür: "Muschelknacker")
Das ist ein interessanter Punkt. Da das mein erster Lee war, hat sich dieser "Abnützungseffekt" bei mir noch nicht bemerkbar gemacht, kann aber immer noch kommen.
LöschenWie ist "Bighead" denn so? Lesenswert?
Bighead kommt so schräg daher, dass es zumindest geringfügigen Abstand zu all den beschriebenen Greuel gewährleistet.
LöschenAllerdings muss ich dazu gestehen, dass ich mit diesem Titel angefangen habe und sich dadurch noch keine Abnutzungserscheinungen einschleichen konnten, was Lees Schreibstil betrifft.