Freitag, 30. Oktober 2015

Alyce - Außer Kontrolle von Jay Lee

Alyce - Außer Kontrolle (USA 2011) von Jay Lee
Eines Nachts schmeißt die ansonsten sehr isoliert lebende Alyce im Drogenrausch versehentlich ihre beste Freundin Carroll vom Dach eines Hochhauses. Carroll überlebt zwar schwer verletzt, kann aber in Zukunft nicht mehr sprechen. Alyce wird von schweren Schuldgefühlen geplagt, macht sich aber gleichzeitig Sorgen, dass ihre Freundin sie verraten könnte. Mit diesen aufbrausenden Emotionen kann Alyce nicht umgehen und wird zusehends von düsteren Visionen geplagt. Sie flüchtet sich in eine Welt aus Sex, Drogen und Gewalt und verliert endgültig den Boden unter den Füßen. Getrieben von einem dunklen Wahn, beginnt Alyce damit, jeden umzubringen, der sich ihr in den Weg stellt, angefangen mit Carrolls betrügerischem Ex-Freund Vince. Alyce gewöhnt sich nicht nur an das ganze Blut, es scheint ihr von Mal zu Mal mehr Spaß zu machen, anderen Menschen den Schädel einzuschlagen und sie hinterher in ihre Einzelteile zu zerlegen. Ihre Morde werden immer grausamer und niemand kann sie aufhalten...


Reise ins Wunderland

Das Offensichtliche gleich vorweg: Ja, "Alyce - Außer Kontrolle" ist eine moderne Version von "Alice im Wunderland". Wenn der allgemeine Verlauf der Handlung und der Drogenrausch von Alyce (dem Buch wird ja immer wieder nachgesagt, eine Anspielung auf einen Drogentrip zu sein) noch nicht als Hinweise ausreichen, muss man sich nur den Namen von Alyce' bester Freundin ansehen: Carroll Lewis ist Lewis Carroll rückwärts.
Dieses schrittweise Abtauchen in den Wahnsinn hat bei "Alyce - Außer Kontrolle" eine unwiderstehliche Sogwirkung. Das liegt vor allem an Jade Dornfeld, deren schauspielerische Performance geradezu erschreckend realistisch ist. Man sieht ihr einfach gerne dabei zu, wie sie sich von einer isoliert lebenden Frau zu einer komplett Wahnsinnigen entwickelt. Dornfeld schafft es , der Versuchung zum "Overacten" zu widerstehen und besticht gerade in den extremsten Szenen durch beinahe schon zurückhaltendes Spiel. Dabei muss der Rest des Casts aufpassen, dass er neben Dornfeld nicht verblasst, weil sie jede Gelegenheit nutzt, ihre Kolleginnen und Kollegen an die Wand zu spielen. Dass Jay Lee überdurchschnittlich oft mit Closeups und langen Einstellungen arbeitet, unterstützt diesen Eindruck.
Weniger gut ist dagegen das Ende. Mir ist schon klar, worauf man hier hinaus will (dass Alyce schön langsam wieder aus dem Kaninchenbau herauskommt), dennoch hätte man das nicht so abrupt und etwas runder gestalten können. Abgesehen davon ist Jay Lees "Alyce - Außer Kontrolle" absolut sehenswert.

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